Erste „papierlose Baustelle“ in Liechtenstein
Papierlose Baustellen sind die Zukunft und werden die Baubranche nachhaltig verändern. BIM (Building Information Modeling) macht’s möglich. Beim BIM-Pilotprojekt Neubau Feuerwehrdepot der Gemeinde Vaduz werden die Baumeisterarbeiten mit modernster Technologie auf Basis modellbasierter Daten umgesetzt.
Ein Bagger mit Bildschirm und GPS-Empfänger. An den Gebäuden neben der Baustelle kleine Spiegel, die Signale weiterleiten. Die Schaufel des Baggers arbeitet auf drei Zentimeter genau zum Zielpunkt – ohne Papierplan, ohne Helfer mit Massstab in der Hand. So präsentiert sich die Baustelle beim Feuerwehrdepot Vaduz.
Bauführer Rolf Gerner von der Wilhelm Büchel AG leitet die Baustelle Feuerwehrdepot Vaduz. Die Bodenplatten sind grossteils betoniert, erste Wände sind bereits sichtbar. In einem Pilotprojekt gilt es Prozesse laufend zu überprüft und zu optimieren, trotzdem geht es zügig voran.
Eine Grossbaustelle ohne Papierpläne war bis vor Kurzem nicht vorstellbar. Wie wickeln Sie eine papierlose Baustelle ab?
Rolf Gerner: Die in 3D ausgeführten Planunterlagen werden auf der so genannten CDE-Plattform zur Verfügung gestellt. Alle zuständigen Personen können diese Unterlagen auf dem Laptop oder Tablet abrufen. Beispielsweise hat unser Polier Florian Hassler die Modelle jederzeit abrufbar auf seinem Laptop und Vermessungsgerät parat, genauso wie die für die Schalung verantwortlichen Mitarbeiter. Eine Besonderheit ist zudem, dass der jeweils aktuelle Plan nicht vermasst ist. Das läuft alles automatisiert über das Vermessungsgerät. Die Kontrolle erfolgt schliesslich wieder über den Laptop oder das Tablet. Für den Aushub und die Werkleitungen wurde eine Vorlage für den Bagger erstellt, der auf dem Display im Führercockpit aufscheint. Diese gesamten Daten sind GPS gesteuert und werden damit Zentimetergenau ausgeführt.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der digitalen Bautechnik gemacht?
Rolf Gerner: Ein ganz grosser Vorteil dieser Arbeitsweise besteht darin, dass wir mit digitalen 3D-Modellen arbeiten und nicht mehr mit 2D-Plänen. Dadurch erhalten wir eine schnelle Übersicht über das gesamte Projekt. Die Mengenermittlung für Betonbestellungen, Materialauszüge und Abrechnungen sind durch die Digitalisierung mit wenigen Mausklicks möglich, was eine enorme Zeitersparnis mit sich bringt.
Was sind die Besonderheiten einer papierlosen Baustelle?
Rolf Gerner: Einerseits, wie die Frage bereits beantwortet, dass wir ohne die grossen Papierpläne auf der Baustelle arbeiten. Andererseits beinhalten alle digitalen Pläne bereits die finalen Leitungen eingezeichnet. Dadurch ersparen wir uns die eine oder andere Überraschung auf der Baustelle.