Architekt Patrick Hundert im Interview
Das Architekturbüro Erhart + Partner, Vaduz, ging 2021 als Wettbewerbssieger für die Realisierung des neuen Feuerwehrdepots hervor. Mittlerweile sind die Planungen schon weit fortgeschritten. Architekt Patrick Hundert erklärt im Interview worauf es bei einem Feuerwehrdepot ankommt, wie die Umsetzung mittels BIM-Methode läuft und wie die nächsten Schritte bei der Realisierung aussehen.
Was sind die Besonderheiten bei der Planung eines Feuerwehrdepots?
Patrick Hundert: Die einzelnen Funktionen und Abläufe im Gebäude sind essenziell. Im Einsatzfall zählt jede Sekunde und es ist wichtig, dass die Einsatzkräfte über möglichst kurze Wege vom Parkplatz über die Garderobe zu den Fahrzeugen gelangen. Auch bei der Rückkehr ins Depot gibt es Vorgaben über Abläufe, wie mit den kontaminierten Materialien umzugehen ist. Die Fahrzeuge, die Einsatzkleidung und Atemschutzausrüstung müssen gereinigt und geprüft werden. Neben dem Einsatzfall erfüllt das Gebäude viele weitere Zwecke. Es werden Übungen für den Ernstfall abgehalten, dafür dient unter anderem der Schlauchturm mit Übungsstrecke. Weiters gibt es einen grosszügigen Schulungsraum mit einladendem Foyer für Anlässe und Schulungen, verschiedene Werkstätten und Funktionsräume bis hin zu einem eigenen Raum für die Jugendfeuerwehr. Nach getaner Arbeit können die Mitglieder der Feuerwehr gemütliche Stunden in ihrem Aufenthaltsraum mit dazugehörender Loggia verbringen. Aus technischer Sicht verfügt ein Feuerwehrdepot über viele Besonderheiten, welche nicht alltäglich sind und bei anderen Gebäuden so nicht vorkommen. Sei es z.B. die grosse Fahrzeughalle, eine Waschbox mit Scherenlift, eine Schlauchpflegeanlage oder die massive Fotovoltaikanlage inklusive Batteriespeicher für den Eigenverbrauch und die Notstromversorgung.
Neben der Feuerwehr wird auch der Samariterverein neue Räumlichkeiten erhalten. Gab es dort auch spezielle Punkte zur beachten?
Patrick Hundert: Der Samariterverein organisiert regelmässig Kurse und Veranstaltungen wie z.B. den Nothelferkurs. Die Gestaltung der dafür genutzten Räume wie Schulungsraum und Einstellplatz für das Samariterfahrzeug, war dem Verein ein wichtiges Anliegen. Damit Veranstaltungen mit verschieden grossen Teilnehmeranzahlen möglichst flexibel durchgeführt werden können, liegen Schulungs-, Aufenthaltsraum und Einstellplatz nebeneinander und können jeweils einzeln oder gemeinsam genutzt werden. Eine mobile Trennwand zwischen Schulungs- und Aufenthaltsraum schafft zusätzliche Flexibilität.
Wie nehmen Sie die erste Umsetzung eines Gemeindebauprojektes mittels BIM-Methode wahr?
Patrick Hundert: Sehr positiv! Es ist ein Pilotprojekt und wir lernen alle gemeinsam mit der BIM-Methode umzugehen. Es stellen sich viele neue Herausforderungen, es gibt aber auch sehr viele Tools, die die Arbeit erleichtern und die Unterstützung der Gemeinde durch BIM-Experten ist vorbildlich. Über die gemeinsam genutzte Plattform sind Modelle, Pläne und Unterlagen für alle Beteiligten jederzeit verfügbar. Die Modelle können auf der Plattform auf einfache Weise dreidimensional dargestellt werden. Dadurch fällt die Koordination um Vieles leichter, da Kollisionen oder unschöne Stellen sehr schnell sichtbar werden. Mit der gegenseitigen Aufgabenstellung und der Datenablage ist die Planung sehr transparent und nachvollziehbar.
Was ist der aktuelle Stand der Planungen?
Patrick Hundert: Wir sind mitten in der Ausschreibungs- bzw. Ausführungsplanung. Für die Ausschreibung der Gebäudehülle werden aktuell Detailschnitte der Fassade erstellt. Parallel läuft die Ausführungsplanung gemeinsam mit den Fachplanern. Die Ausführungsplanung sollte bis zum Spatenstich abgeschlossen sein.
Welche Aufgaben fallen Ihnen nach dem Spatenstich zu, der für Juli 2023 geplant ist?
Patrick Hundert: Nach Abschluss der Ausführungsplanung startet die Ausschreibungsplanung für den Innenausbau, die Ausstattung und die Umgebung. Konkret bedeutet das, Pläne für Schreinerarbeiten erstellen, Ausstattungsgegenstände bestimmen und eine funktionelle, aber naturnahe Umgebung gestalten. Ausserdem folgen während der Bauzeit die gestalterische Leitung und die Unterstützung der Bauleitung.